Die Schwarzwaldbahn in der Diskussion
Zehn Fragen zur Schwarzwaldbahn –
mit Antworten
1. Ist die Strecke nicht zu weit weg von den Ortschaften?
Heute können neue Haltestellen jeweils auf Höhe der Ortszentren erbaut werden, die Orte haben sich alle Richtung Bahn ausgedehnt.
2. Ist die Strecke nicht zu umständlich gebaut – mit ihren weit ausholenden Kehrschleifen?
Die Strecke ist zum Glück als Hauptstrecke errichtet worden – großzügig mit geradliniger Führung und wenigen, weiten Bögen, viel besser als eine fast nur l aus Kurven bestehende Lokalbahn mit unzähligen Straßen- und Wegübergängen. Die Trassierung der Strecke mit den stetig ohne Unterbrechung fortgeführten geringen Steigungen ist für Fahrgast und Betrieb viel angenehmer und wirtschaftlicher zu befahren als ein ständiger starker Wechsel von Berg und Tal, Gerade und Bogen.
3. Es wird überlegt, mit der Stuttgarter S-Bahn bis nach Calw zu fahren. Geht das? Sind die Kurven nicht zu eng?
Die S-Bahn ist ein normaler Eisenbahnzug mit derselben Spurweite und demselben Stromsystem wie andere übliche Eisenbahnen. Der engste Bogenradius der Stuttgarter S-Bahn liegt im Wendetunnel Stuttgart-Schwabstraße. Die Radien der Schwarzwaldbahn sind viel großzügiger und mit 70 bis 100 km/h befahrbar.
4. Gibt es auch andere Überlegungen als für eine S-Bahn?
Bisher war ein Pendelverkehr Calw-Weil der Stadt mit Dieseltriebwagen oder elektrischen Stadtbahnwagen im Gespräch. Nach Stuttgart durchgehende Züge hätten natürlich Vorteile. Auch ein Citybahn-Konzept wäre vorteilhaft: Zwischen Calw und Weil der Stadt würden alle Stationen bedient, ab Weil der Stadt führt der Zug als Eilzug bis Stuttgart durch.
5. Würde es nicht reichen, einfach die S-Bahn bis an den Stadtrand von Weil der Stadt zu verlängern und dort ein Parkhaus zu bauen?
Dann wären wieder fast alle Nutzer für die ersten Kilometer auf das Auto angewiesen. Calw wäre weiterhin vom direkten Bahnverkehr abgeschnitten. Für alle Fahrgäste, die aus Richtung Stuttgart nach Calw wollen, wäre wieder nichts gewonnen. Die Vorteile der Schiene kämen nicht zur Geltung.
6. Ein Zugverkehr auf der Schwarzwaldbahn wäre vielleicht schön, aber doch nicht rentabel?
Zugbetrieb im Personenverkehr ist eine öffentliche Aufgabe und Leistung. Er deckt durch Fahrgeldeinnahmen seine Ausgaben, aber üblicherweise etwa zwischen 50 und 80 Prozent. Viel weniger rentabel sind z. B. Schulen, Rathäuser, Büchereien (etwa 0-5 %), Schwimmbäder, Staatstheater oder Kanäle (etwa 5-10%). Den Rest bringt der Steuerzahler auf. Würde das Straßennetz nach Rentabilität beurteilt, müssten etwa wenig befahrene Kreisstraßen längst „stillgelegt“ werden.
7. Warum soll man den bestehenden Omnibusverkehr durch die Bahn ersetzen?
Es ist andernorts oft und hinreichend erwiesen: Stellt man vom Bus auf die Bahn um – bei gleichem Angebot-, dann steigen die Fahrgastzahlen zwischen 50 und bis 400 Prozent an. Legt man die Bahn still und setzt Busse ein, sinkt die Fahrgastzahl um 50 Prozent oder mehr. Die Bahn wird als öffentliches Verkehrsmittel ernst genommen, weil sie eine klare Linie hat, nämlich die für jeden sichtbare Bahnstrecke, Die Bahn ist von der Fahrzeuggröße her wesentlich flexibler als der Bus und kann mit weniger Personalaufwand mehr Menschen befördern.
8. Aber der Bus ist doch von den Kosten her günstiger?
Der Bus muss nicht seinen eigenen Fahrweg finanzieren, mit Brücken, Signalen, Gebäuden. Dafür fährt er auf öffentlichen Straßen hinter langsamen Lkw her und steht oft im Stau. Eigene Infrastruktur für den Bus, wie Vorrangampeln oder eigene Fahrspuren, besitzt der Bus viel seltener, als es nötig wäre. Und die Kosten dafür zahlt nicht etwa der Busunternehmer, sondern die Kommune. Im übrigen wird auch der heutige Taktverkehr des Busses zwischen Calw und Weil der Stadt vom Landkreis Calw seit langem bezuschusst. Die Infrastruktur der Bahn kann auch dem regionalen Güterverkehr dienen, der wiederum gute Zusatzeinnahmen erbringt und der Wirtschaft nützt.
9. Was passiert dann mit dem Busverkehr zwischen Calw und Weil der Stadt, wenn die Bahn wieder fährt?
Eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen Schiene als „Achse“ und Bus als Zubringer wird natürlich praktiziert: im Fall der Schwarzwaldbahn etwa von Calw-Stammheim, Neuhengstett und Möttlingen. So etwas erhöht erwiesenermaßen die Akzeptanz des Busses bei der Bevölkerung und fährt zu mehr Fahrgästen auch beim Bus. Durch die Bahn gewinnen also alle. Auch die Anbindung von Simmozheim bleibt. Im übrigen haben die Busunternehmen schon existiert, als die Bahn noch fuhr.
10. Gibt es etwas, das man heute schon tun kann oder sollte, bis die Schwarzwaldbahn wieder fährt?
Die Bürgermeister auf das Thema ansprechen. öfter den Bus nach Weil der Stadt nehmen. Und in Immobilien im Bereich der Schwarzwaldbahn investieren. Der Wohnwert in allen Anliegergemeinden wird steigen.