Elektrifizierung

Elektrifizierung im Dezember 1939

Jetzt geht’s elektrisch: Im Dezember 1939, als schon Krieg herrschte, erreichte der erste elektrische Zug die Strecke Stuttgart – Weil der Stadt.
Obwohl Land Württemberg und Reichsbahn die Elektrifizierung vorbereitet hatten, feierten die braunen Machthaber diese Modernisierung als ihren Erfolg.
Während auf den beiden Vorortstrecken nach Ludwigsburg und Esslingen seit 1933 die schmucken rot-beigen Triebwagen der Stuttgarter Bauart ET 65 fuhren, denn auch noch für diese Strecke reichte das moderne Fahrzeugmaterial nicht, außerdem war Stahl bereits seit 1937 für Kriegszwecke rationiert. Hier fuhren also weiterhin die langen, aus grünen zweiachsigen Personenwagen gebildeten Personenzüge, nun jedoch zwischen Stuttgart und Weil der Stadt mit Elektroloks bespannt, so mit der Baureihe E 44 oder auch E 52. Nach und von Calw wurde auf Dampf umgespannt.

Dass die Schwarzwaldbahn nicht durchgehend bis Calw für elektrischen Betrieb umgestellt wurde, obwohl sie durch ihre Zehn-Kilometer-Steigungsstrecke dafür prädestiniert gewesen wäre, hatte mehrere Gründe:

  • Ersten erhob das Militär Bedenken, da es im ‚Mob.-Fall‘ – also dem Mobilmachungsfall – befürchtete, der Feind könne die filigranen Oberleitungen zerstören. Daher musste die Reichsbahn für das gesamte elektrische Netz weiterhin genügend Dampflok- und Kohlereserven vorhalten.
  • Zweitens sollte die Reichsbahn so oder so wieder einmal Material und Geld sparen, so dass man sich auf den dichter besiedelten Bereich bis Weil der Stadt konzentrierte.
  • Drittens besaß Stuttgart zunächst gar kein und dann nur ein provisorisches Bahnkraftwerk geringer Leistung in Stuttgart-Münster. Die eigentliche Stromversorgung der gesamten elektrischen Strecke München – Stuttgart mitsamt Vorortstrecken kam vom Walchenseekraftwerk in Oberbayern.

Im Klartext: Der ‚Saft‘ reicht gerade noch bis Weil der Stadt. Bei einer Verlängerung bis Calw wären bergwärts fahrende Züge unter Umständen wegen Spannungs- und Leistungsabfall liegengeblieben. Erst nach dem Krieg wurde diese Lage entschärft, in dem man das Kraftwerk in S-Münster erweiterte.

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